„Kanonenfutter“ oder die nackte Wahrheit eines Krieges…
Patrick Sensburg (CDU), Präsident des Reservistenverbands der Bundeswehr, hält laut RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) eine Wiedereinsetzung der Wehrpflicht für nötig. Im Krieg rechnet er mit 1.000 getöteten oder verwundeten Soldaten an der Front pro Tag. „Die müssen ersetzt werden, und zwar auch maßgeblich durch Reservistinnen und Reservisten“. Und „Das Losverfahren wäre eine verfassungskonforme Möglichkeit. Sie ist aber kommunikativ nicht besonders glücklich. Sinn macht vermutlich eine Kombination aus Bestenauslese und Losverfahren.“ (23.10.25)
Ziviler Ungehorsam gegen neuen Wehrdienst
Die „Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK) lehnt das „Wehrdienst-Modernisierungsgesetz“ der Bundesregierung rigoros ab: Mit der geplanten Zwangserfassung und Zwangsmusterung ganzer Jahrgänge werde in die Freiheits- und Persönlichkeitsrechte eines jeden Einzeln in unverhältnismäßiger Weise eingegriffen.
Das ab 1. Januar 2026 geltende Gesetz sieht in der der ersten Phase vor, dass vom Jahrgang 2008 beginnend alle Männer und Frauen ein Schreiben erhalten, in dem sie eine Bereitschaftserklärung zum freiwilligen Wehrdienst mittels Fragebogen abgeben sollen. Für Männer ist die Abgabe verpflichtend. Die DFG-VK ruft zum zivilen Ungehorsam gegen diese Zwangsmaßnahme auf: Man müsse nicht sofort alles erfüllen, was das Militär von einem verlangt. Der erste Bundeswehr-Brief, der bei einem eingeht, könne entweder verspätet, unvollständig oder gar nicht abgegeben werden – auch das Schreddern des Briefs aus Protest sei möglich. Erst, wenn auch der Erinnerungsbrief nicht beantwortet werde, droht ein Bußgeld wegen Ordnungswidrigkeit – ob es sich dabei lediglich um wenige Euro oder um einen höheren Betrag handelt, ist noch nicht klar. Je mehr Sand ins Getriebe der Bundeswehr gestreut wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auf die Person verzichtet wird. Denn Störenfriede kann die Truppe nicht brauchen.
In der zweiten von der Bundesregierung geplanten Phase soll ab 1. Juli 2027 dann der ganze Jahrgang zwangsgemustert werden. Auch dieser Zwangsmaßnahme kann man durch zivilen Ungehorsam begegnen und etwa nicht zum aufgeforderten Termin erscheinen. Dabei ist allerdings mit Repressionen zu rechnen.
Alle, die noch einen Schritt weiter gehen möchten, rät die DFG-VK schon jetzt zur proaktiven Kriegsdienstverweigerung: „Wer rechtzeitig den KDV-Antrag stellt, muss keinen Dienst leiten und zeigt, dass er nicht bereit ist im Kriegsfall seinen Kopf für eine verfehlte Politik hinzuhalten“, so Ralf Buchterkirchen, Bundessprecher der DFG-VK. Schon jetzt ist es Zivilisten, die noch nicht gemustert wurden, möglich einen KDV-Antrag zu stellen – die DFG-VK bietet dazu kostenlose Informationen und Beratungen an: www.verweigern.info
„Wir wenden uns entschieden gegen jede Art der Kriegsvorbereitung und Mobilisierung“, erklärt Ralf Buchterkirchen. Die DFG-VK unterstützt Kriegsdienstverweigerer*innen und Deserteur*innen weltweit und stellt sich gegen jeden Zwangsdienst: „Niemand sollte lernen seine Mitmenschen umzubringen“, so Buchterkirchen. Die Politik müsse die Gesellschaft friedenstüchtig und nicht kriegstüchtig machen und den Jugendlichen eine friedenspolitische Alternative bieten, die ihren Vorstellungen entspricht. „Junge Menschen in Deutschland haben schon in der Coronakrise zurückgesteckt und werden an den massiven Folgen der Klimakatastrophe leiden“, bedauert der DFG-VK Bundessprecher. „Jetzt wird ihnen noch die enorme Schuldenlast für die immense Aufrüstung aufgebürdet und schlussendlich sollen sie in den Krieg ziehen.“ Davor kann eine sofortige Kriegsdienstverweigerung schützen und ein deutliches Signal an die Bundesregierung senden.
Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Stuttgart 14. November 2025